Hornhautverkrümmung auch Astigmatismus
Bei einer Hornhautverkrümmug – auch Astigmatismus oder Stabsichtigkeit – ist die Oberfläche des Auges verformt. Dadurch entstehen mehrere Bilder auf der Netzhaut. Menschen mit einer Hornhautverkrümmung sehen verzerrt.
Diagnose Sehtest: Wie wird Astigmatismus / Stabsichtigkeit festgestellt?
Bei einem Sehtest wird ermittelt, ob Sie in der Weite und / oder Ferne unscharf sehen und in welcher Richtung die Krümmung oder Wölbung Ihrer Hornhaut vorliegt. Ab 0,5 Dioptrien gilt eine Hornhautverkrümmung als Sehfehler und bedarf einer Korrektur mit einer Brille, Kontaktlinsen oder auch dem Augenlasern.
Zur Bestimmung einer Hornhautverkrümmung sind zwei Werte wichtig: Der Zylinder in Dioptrien und die Achslage als Gradzahl. Beide Werte sind auf dem Brillenpass zu finden:
- Zylinder (Zyl): Die Ausprägung / Stärke der Hornhautverkrümmung in Dioptrien
- Achse (Achs): Die Achslage der Hornhautverkrümmung in einem Radius von 360 Grad
Ermittelt wird Astigmatismus durch objektive Refraktion, also durch Messungen mit entsprechenden Geräten, und durch eine anschließende subjektive Refraktionsbestimmung.
Die objektive Vermessung der Hornhautverkrümmung und -topografie erfolgt mit einem Ophthalmometer oder Keratograf. Die sich daraus ergebenden Werte dienen als Grundlage für die anschließende subjektive Bestimmung. Diese erfolgt in zwei Schritten, in denen zunächst die Stärke und anschließend die Achse abgeglichen wird (Stärkenabgleich und Achsabgleich).
Der Abgleich erfolgt mit einem Phoropter oder dem Sehtest mit einem Astigmatismus-Sonnenrad. Dieses sieht aus wie eine Sonne mit 36 gleichen Strahlen, die im Abstand von jeweils 10 Grad zueinander angeordnet sind. Betrachtet man das Bild mit einem Auge in verschiedenen Abständen kann die Lage der Hornhautverkrümmung festgestellt werden: Sie beurteilen subjektiv ob Ihnen alle Strahlen mit gleichmäßiger Strichstärke und Abständen erscheinen. Bei einem Astigmatismus sehen die einander gegenüberliegenden Strahlen in der entsprechenden Richtung anders aus, als die dazu senkrechten Strahlenpaare.
Klingt kompliziert? Keine Sorge: Durch die Art und Weise wie Sie das Sonnenrad und von Ihnen wahrgenommene Unschärfen darin im Sehtest beschrieben kann Ihr Augenarzt oder Augenoptiker die Lage Ihrer Hornhautverkrümmung (Achse) für Sie bestimmen.
- Die Dioptrie ist die Maßeinheit für den Brechwert. Ein normalsichtiges Auge hat eine Gesamtbrechkraft von maximal ca. 63 Dioptrien. Eine Fehlsichtigkeit wird als Abweichung in Dioptrien von diesen idealen Werten gemessen.
- Je nach Tageszeit, Licht, Ihrer Ausgeruhtheit und Ihrem Wohlbefinden können die Ergebnisse des Sehtests unterschiedlich ausfallen. Eventuell kann es hilfreich sein Ihre Werte mehrmals zu kontrollieren.
Damit Ihre Brille oder Kontaktlinsen für Sie individuell perfekt angefertigt werden können, ist ein professioneller Sehtest mit exakten Werten bei einem Experten essentiell.
Ursachen & Formen von Astigmatismus
Welche Formen von Astigmatismus gibt es?
Grundsätzlich ist Astigmatismus / Stabsichtigkeit keine Erkrankung, sondern eine natürliche Unregelmäßigkeit der Augen. Die Ursache für Astigmatismus kann einerseits eine Unregelmäßigkeit der Augenoberfläche (Hornhautverkrümmung) sein, aber auch durch eine ungleichmäßig geformte Augenlinse hervorgerufen werden.
Oft fällt eine leichte Hornhautverkrümmung nicht auf, da das Gehirn das Bild meist noch ausgleichen kann. Darüber hinaus kann es auch sein, dass manche Menschen mit Astigmatismus in manchen Bereichen schärfer sehen als in anderen. Dies liegt daran, dass in diesem Bereich der Lichteinfall nicht gestört ist.
Häufig tritt eine Hornhautverkrümmung in Kombination mit Kurzsichtigkeit (Myopie) oder Weitsichtigkeit (Hyperopie) auf. Welche Fehlsichtigkeit bei Ihnen vorliegt kann ich einem Sehtest ermittelt werden. Darüber hinaus kann noch einmal zwischen regulären und irregulären Astigmatismus unterschieden werden.
1. Hornhautverkrümmung
Die Hornhaut (Cornea) des Auges ist nicht exakt kugelförmig gewölbt. Einfallende Lichtstrahlen werden vertikal und horizontal unterschiedlich stark gebrochen. Anstelle eines Brennpunkts – in dem das scharfe Bild auf der Netzhaut entsteht – entstehen Brennlinien. Die Folge: Das Bild wird verzerrt auf der Netzhaut (Makula) abgebildet.
- Daher das griechische Wort Astigmatismus: „Punktlosigkeit“. Oft wir auch von Stabsichtigkeit gesprochen, da runde Objekte oft als verzerrt und oval wahrgenommen werden.
2. Linsenastigmatismus
Astigmatismus ist jedoch nicht nur eine Hornhautverkrümmung: Auch die Augenlinse kann die Ursache für die Fehlsichtigkeit sein. Sie kann ungleichmäßig gewölbt (nicht rein sphärisch) sein, oder die Dichte der Linsenschichten weist Differenzen auf (refraktiv). Darüber hinaus kann Astigmatismus auch auftreten, wenn die inneren Augenmuskeln nicht gleichmäßig arbeiten (akkommodativ). In allen drei Fällen spricht man von Linsenastigmatismus oder „lentikulärem Astigmatismus“ – jedoch tritt dieser deutlich seltener als eine Hornhautverkrümmung auf.
Unabhängig davon, ob der Astigmatismus durch eine unregelmäßig gewölbte Hornhaut oder Augenlinse entsteht wird zudem auch zwischen regulärem und irregulärem Astigmatismus unterschieden:
1. Regulärer Astigmatismus
Regulärer Astigmatismus entsteht durch die Verkrümmung der Hornhaut: Es entstehen zwei zueinander senkrechte Brennlinien. Je nachdem wo die beiden Brennlinien liegen (vor, auf und / oder hinter der Netzhaut), spricht man von kurzsichtigem, weitsichtigem oder gemischtem Astigmatismus (myoper, hypermetroper Astigmatismus oder Astigmatismus mixtus): Die Brechkraft des Auges ist somit schwächer oder stärker. Da sich hier noch bestimmte Regeln als Ursache für den Astigmatismus erkennen lassen, ist diese Form meist gut mit einer Brille oder Kontaktlinsen ausgleichbar. Schwieriger wird es bei einem irregulären Astigmatismus:
2. Irregulärer Astigmatismus
Wenn mehrere Hornhautstellen eine andere Brechkraft besitzen spricht man von irregulärem Astigmatismus. Dadurch wird das Licht auf unterschiedlichste Weise gebrochen. In Extremfall sind sogar keine Brennlinien mehr erkennbar, weshalb irregulärer Astigmatismus besonders schwierig zu behandeln ist.
Ursachen für einen irregulären Astigmatismus können eine Fehlbildung der Hornhaut wie beispielsweise Hornhautnarben oder ein Keratokonus sein.
Welche Ursache hat Astigmatismus?
Oft ist eine Hornhautverkrümmung / Stabsichtigkeit angeboren und genetisch bedingt. Tatsächlich gilt eine leicht verkrümmte Hornhaut sogar als normal und ist mit bis zu 0,5 Dioptrien weit verbreitet.
Sollte eine Hornhautverkrümmung erst später im Leben auftreten, ist sie meist Folge von Verletzungen, Entzündungen oder einer Vernarbung in Folge einer Augenoperation. Darüber hinaus kann (wenn auch selten) die Augenkrankheit „Keratokonus“ Ursache für einen irregulären Astigmatismus sein.
Behandlung: Wie lässt sich Astigmastismus korrigieren?
Brille & Kontaktlinsen oder Augenlasern
Eine Hornhautverkrümmung wird üblicherweise durch eine Brille oder weiche Kontaktlinsen mit Ihren individuellen Werten korrigiert. Dabei wird eine sogenannte torische Linse (auch Zylinderglas) für Ihre Brille oder Kontaktlinsen verwendet. Diese hat zwei unterschiedliche Brechwerte, die senkrecht zueinanderstehen und somit die durch die Hornhautverkrümmung verschobenen Brennlinien korrigieren. Die torische Linse rückt das ins Auge einfallende Licht sozusagen wieder gerade, damit es wieder in einem scharfen Brennpunkt auf der Netzhaut ankommt.
Die Linse der Brille oder Kontaktlinse kann darüber hinaus auch konkav (nach innen gewölbt) oder konvex (nach außen gewölbt) sein, um eine Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit mit zu korrigieren. Mit einem Sehtest wird festgestellt welche Linsen Sie für eine Brille mit Ihren individuellen Werten benötigen.
Darüber hinaus kann eine Hornhautverkrümmung auch mit harten Kontaktlinsen korrigiert werden. Diese sind formstabil, sodass sich darunter ein Tränenfilm bildet, der die Hornhautverkrümmung automatisch ausgleicht. Besonders bei sehr starkem oder irregulärem Astigmatismus ist eine Korrektur oft nur noch mit harten Kontaktlinsen anstatt einer Brille möglich. Erzielen auch diese kein zufriedenstellendes Ergebnis mehr, hilft nur noch eine Hornhauttransplantation. Dies ist jedoch selten der Fall.
Die moderne Lösungen zu Sehhilfen wie der Brille oder Kontaktlinse sind das Augenlasern oder Premiumlinsen. Durch eine kurze und schmerzfreie Behandlung können Sie langfristig auf Ihre Sehhilfe verzichten. Augenärzte empfehlen das Augenlasern besonders Menschen, die aufgrund Ihrer Brille oder der Kontaktlinsen Kopfschmerzen, Augenschmerzen oder -entzündungen bekommen, da diese in den meisten Fällen von den Sehhilfen hervorgerufen werden.
Wir beraten Sie hierzu gerne in einem persönlichen Gespräch in einem unserer Standorte in Berlin oder Hamburg. Kostenfrei und unverbindlich.
Hornhautverkrümmung bei Kindern
Bei Kindern ist die frühzeitige und korrekte Korrektur der Hornhautverkrümmung mit einer Brille besonders wichtig, da Kindern andernfalls nicht richtig sehen lernen. Damit sich der Sehsinn vollständig entwickeln kann und das Gehirn die Wahrnehmung richtig lernt, ist scharfes Sehen essentiell. Ob Ihr Kind eine Hornhautverkrümmung oder eine andere Fehlsichtigkeit hat, kann mit einem Sehtest beim Augenarzt festgestellt werden.
Wächst sich eine Hornhautverkrümmung aus?
Nein, eine Hornhautverkrümmung verwächst sich nicht einfach oder verschwindet. Da das Auge unwillkürlich einen geringen Astigmatismus durch Akkommodation ausgleichen kann, kann es besonders Menschen mit einer leichten Hornhautverkrümmung so vorkommen, als würde der Sehfehler verschwinden.
Dennoch sollte jeder Astigmatismus mit mehr als 0,5 Dioptrien korrigiert mit einer Brille oder Kontaktlinsen werden, da es sonst zu einer Überbeanspruchung der inneren Augenmuskeln (Ziliarmuskeln) kommen kann. Eine Hornhautverkrümmung kann darüber hinaus auch mit einer Augenlaser-Behandlung oder sogenannten implantierbaren Kontaktlinse korrigiert werden.
Risiken einer Hornhautverkrümmung
Gibt es Risiken bei Astigmatismus?
Wird Astigmatismus / Stabsichtigkeit mit mehr als 0,5 Dioptrien nicht durch eine Brille, Kontaktlinsen oder andere Behandlung korrigiert, werden die inneren Augenmuskeln (Ziliarmuskeln) überbeansprucht. Das Auge versucht stetig den Sehfehler auszugleichen. Dadurch entstehen Kopf- und Augenschmerzen, sowie übermäßige Müdigkeit. Darüber hinaus kann sich auch ein Schielen entwickeln.
Unterschied zu Keratokonus
Ein Keratokonus ist im Gegensatz zum Astigmatismus eine degenerative Erkrankung der Augen. Darunter versteht man die fortschreitende und irreguläre Vorwölbung und Ausdünnung der Hornhaut (Cornea). Ein Keratokonus ist daher mit schwankender und abnehmender Sehschärfe verbunden und einer der häufigsten Gründe für eine Hornhauttransplantation. Diese starke Form der Hornhautverkrümmung kann durch eine Brille nicht mehr korrigiert werden. Häufig kommen formstabile Kontaktlinsen zum Einsatz.